Seit einiger Zeit ereignen sich eine Reihe von mysteriösen Selbstmorden innerhalb einer Gruppe von politischen Flüchtlingen aus Korea.
Bei ihren Ermittlungen stößt das Team der "Sektion 9" auf dubiose Zusammenhänge zwischen den Selbstmorden, einer beunruhigenden Anzahl entführter Kinder und einem Wohlfahrtsprogramm für allein lebende Senioren.
Und der Fall wird umso verworrener, als auch ihre ehemalige Vorgesetzt Motoko Kusanagi, die vor 2 Jahren die "Sektion 9" verlassen hatte, in ihn verwickelt zu sein scheint.
Ist sie der "Kugutsu Mawashi" genannte Superhacker, der hinter allem zu stecken scheint?
Ermittelt sie nur auf eigene Faust zufällig am selben Fall?
Oder arbeitet sie gar für eine dritte, bisher noch unerkannte, Partei?
|
Als Abschluss der sehr erfolgreichen "Stand Alone Complex" Serie, legte Production I.G. 2006 den TV-Film "Solid State Society" nach.
Die Handlung spielt dabei ca. 2 Jahre nach den Ereignissen aus der 2ten SAC Staffel, nach denen Motoko die Sektion 9 verließ und seit dem auf eigene Faust die weiten des Netzes erkundete.
Der Fall rund um den Hacker "Kugutsu Mawashi", was meist grob mit "Puppeteer" übersetzt wird, erinnert dabei in der Tat ein bisschen an den "Puppetmaster" aus dem ersten GitS Film von Mamoru Oshii.
Eine direkte Verbindung besteht freilich nicht, aber grade die Schlussszenen in denen sich Motoko mit dem Puppeteer verbindet sind doch ein klares Zitat des alten Films, was nicht zu letzt auch noch einmal dadurch unterstrichen wird das Motoko in der letzten Szene sogar wortwörtlich ihre letzten Worte aus dem ersten Film wiederholt.
"Solid State Society" also nur eine Neuauflage des original GitS?
Nein, so weit geht es dann doch nicht.
Der Film ist schon komplett eigenständig, er zitiert nur ziemlich viel (wie immer gibt's auch Motokos berühmten Sprung in die Tiefe mit sich aktivierender optischer Tarnung) und gibt einigen alten Charakteren einen neuen Gastauftritt.
Doch kommen wir zu Geschichte an sich, die ein in Japan sehr aktuelles Problem aufgreift und daraus eine mögliche zukünftige Entwicklung ersinnt.
Japan ist ja bekanntermaßen das Land der Alten und der Altersrekorde.
Wer Nachrichten und Reportagen verfolgt, der weiß das schon heute in Japan einige seltsam anmutende Versuche laufen, wie man mit alten, allein lebenden Menschen umgehen soll. Von irgendwelchen Notfallsender, bis hin zu Robotern im Plüschkostüm steht den japanischen Senioren schon heute einiges an, sie betreuender, Technik zur Verfügung.
Genau diesen Trend greift "Solid State Society" nun also auf und denkt ihn weiter ins vernetzte GitS Universum und macht daraus ein riesiges Seniorennetz, eine mächtige zusammenhängende Cyberentität.
Daneben verarbeitet der Film aber auch Japans wieder erstarkenden Nationalismus und führt auch ihn auf die Cyberebene weiter.
Genau diese Punkte machen "Solid State Society" dann auch, über die spannende Hatz nach dem Puppeteer hinaus, interessant und sorgen für eine (für Sci-Fi-Verhältnisse) realistische Atmosphäre.
So könnte der Film eigentlich storytechnisch eine Top Bewertung bekommen, hätte man mit ihm nicht scheinbar den Fans zum Abschluss auch noch mal ein paar kleine Geschenke machen wollen.
Und damit meine ich weniger das am Ende wieder schön gerade gerückte Verhältnis zwischen Motoko und Batou, das durch Kuze in SAC ja recht zerrüttet wurde, sonder vielmehr die sinnlose Rückkehr der Tachikomas.
Spielt der Film doch noch selbst kurz auf die scheinbar für immer verlorenen individuellen Persönlichkeiten der alten Tachikomas an und schafft es mit diesem guten Kniff auch gleich einige Erinnerungen an deren dramatisches Ableben am Ende der 2ten SAC Staffel in "Solid State Society" herüberzuholen, so macht ihre plötzliche und völlig unerklärte Wiederkehr diese ganze Dramatik mit einem Schlag kaputt.
Wo Motoko die eigentlich verlorenen AIs der Tachikomas wieder hervorgezaubert bleibt indes der Fantasie des Zuschauers überlassen.
Mag sein das sich so manch Tachikoma Fan darüber gefreut hat wenn plötzlich seine blauen Lieblinge Batou grüßend ins Bild staksen, ich hab mich über so viel plumpe Anbiederei bei den Fans jedenfalls nur geärgert.
Dieser unbeholfen wirkende Schachzug passt auch so überhaupt nicht zur sonst eher gut durchdachten Geschichte, die zumindest der der ersten SAC Staffel in nichts nachsteht. (an die Zweite kommt sie nicht ganz heran)
Ordentlich rangeklotzt wurde auch noch einmal bei der Optik. Kinotauglich sollte sie sein und dementsprechend hoch waren auch das Budget und der Einsatz, was sich im Ergebnis sichtlich gelohnt hat.
Die typischen sparsamen Serienanimationen die man SAC noch hin und wieder ansehen konnte, sind eigentlich komplett verschwunden und auch zeichnerisch wurde viel wert auf Präzision gelegt.
Sicher kann sich "Solid State Society" trotzdem nicht mit aktuellen Kino-Großproduktionen messen und selbst hinter dem 2 Jahre älteren "Innocence" muss es zurückstecken, doch liegt es weit über dem durchschnittlichem TV-Niveau seiner Zeit.
Bleibt mir zum Abschluss nur noch zu sagen, dass "Solid State Society" doch ein würdiger Abschluss für die "Stand Alone Complex" Serie ist und ich, bis auf den Tachikomasache, nicht enttäuscht wurde.
Zudem lädt einen der Film, dank offenem Ende, erfolgreich zum noch mal schauen ein. Es sind so einige Hinweise im Film verstreut wie man das Ende wirklich deuten sollte, die man erst beim zweiten oder dritten schauen wirklich bemerkt. (es sei den man ließt sich natürlich vorher schon die entsprechenden Listen im WWW durch)
Einmal mehr steht der Name "Ghost in the Shell" für Qualität.
|