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Red Snow
Story

Geschichten aus dem ländlichen Japan zu Beginn der Moderne.
Die Tochter eines Köhlers scheint ein Verhältnis mit dem Geist eines alten Haselnussbaumes zu haben, die Frauen eines Dorfes, deren Männer auswärts arbeiten, halten sich einen jungen Mönch in einem Sack als Liebessklaven, ein Wohlhabender Mann vergreift sich regelmäßig an den Frauen des Dorfes, ein anderer schändet eine Frau und wird dann von Glühwürmchen in den Tod getrieben. Anderswo fordert ein Kappa einen gewalttätigen Ehemann aus Mitleid mit dessen Frau zu einem Duell heraus und ein junger Lehrling in einer Sake-Brauerei sucht erste sexuelle Erfahrungen.

Meinung

Mit "Red Snow" haben wir einen weiteren Band aus der "Gekiga" Reihe (u. a. auch Link Red Colored Elegy oder Link Good-Bye) des kanadischen Verlages Drawn & Quarterly, dieses mal eine Kurzgeschichten Sammlung des jüngst verstorbenen (Dezember 2007) Mangaka Susumu Katsumata.
Die Geschichten sind dabei alle im ländlichen Japan der beginnenden moderne angesiedelt, als in den Städten schon der Fortschritt Einzug hielt und auch das Hinterland sich langsam von althergebrachten Mustern verabschiedete.
Vor diesen Kulissen erzählt Katsumata Geschichten vom ländlichen Leben und den eher verborgenen Seiten dieser Umgebung, einerseits durchsetzt mit eher mystischen und kindlichen/volkstümlichen Bestandteilen wie Geistern, Kappas und anderen Sagenwesen, andererseits auch mit eher modernen, psychologischen Einsichten in das Verhalten und die Motivation der Figuren.
Da prügelt sich einerseits ganz märchenmäßig ein Kappa mit einem Säufer, andererseits muss er dieser am Ende erkennen das er sich getäuscht hat, die Ehefrau den Suff und Prügelattacken ihres Gatten überhaupt nicht entkommen will, sondern daraus das sexuelle Miteinander des Paares besteht, worauf der Kappa zur Erkenntnis kommt das Dorf zu verlassen und seinen Artgenossen in die Berge zu folgen, weil unter den Menschen kein Platz mehr für ihn ist.
Dabei bedient sich Katsumata durchgehender einer hintergründigen Symbolik, benutzt immer wieder Bilder wie die nach Norden ziehenden Gänse, aufpoppende Sakeflaschen oder überschäumende, gärende Bottiche.
Ja, es geht vor allem auch um Sex. Sex und Arbeit, Arbeit und Sex, und ein bisschen Gesellschaft.
Das Bild was Katsumata über all die Geschichten vom Leben dieser Menschen in dieser Gegend zu dieser Zeit zeichnet scheint ehrlich gesagt wenig einladend. Große Ziele und Träume sucht man vergebens, es geht eigentlich nur darum halbwegs gut durchzukommen, und wenn man einen gut gebauten Mönch dabei in einem Sack gefangen hält und ihn mit den anderen Frauen des Dorfes als Sexsklaven tauscht, dann gibt es wenigstens für einige Zeit etwas Spaß im Leben.
Interessant ist dabei das solche, eigentlich doch extremen Ereignisse, sich hier fast schon natürlich in den Lauf der Dinge einfügen, so als sei das eigentlich gar keine allzu große Sache, genauso wie all die übernatürlichen Elemente selbstverständlicher Bestandteil des normalen Lebens zu sein scheinen.
Illustriert wird all das von eher einfachen Zeichnungen, die Dinge selten detailiert darstellen sondern eher von Andeutungen groben Umrissen leben. Dafür entwickeln sie die mangatypische, sehr filmische Bildsprache, in der sich einzelne Szenen über mehrere Panels erstrecken (da wandert der Lichtkegel eines Fensters über den Fußboden), anderseits aber auch mit einem einzigen Bild die Komplette Atmosphäre einer Geschichte vermittel wird.
Interessant ist auch, das Katsumata oftmals ungewöhnliche Perspektiven oder Bilder wählt und auch die zu dieser Zeit oft noch vorherrschende, klassische und saubere rechteckige Panelstruktur und - Seitenaufteilung beginnt sich an einigen Stellen zugunsten einer dynamischeren Seitenkomposition bereits aufzulösen.

Im Großen und Ganzen haben wir mit "Red Snow" also einen weiteren, interessanten Beitrag aus der Gekiga Bewegung, wenn ich auch zugeben muss das mich diese ländlichen Geschichten mit ihren übernatürlichen Bestandteilen nicht so begeistert haben wie die eher modernen und urbanen von Yoshihiro Tatsumi. Als Stadtkind und -bewohner bin ich eben doch näher an seinen Figuren dran.
Trotzdem ist auch Katsumata freilich eine interessante Lektüre, denn trotz all dem sagenhaften haben seine Geschichten einen bodenständigen und hintergründigen Charme wie man ihn im klassischen Mainstream Manga auch heute noch selten findet.

Cover

Bild 1

 Info
Verlag:Drawn & Quarterly
Zeichnung & Story:Susumu Katsumata
Jahr:2005

 Bewertung

Grafik:

 7.jpg 7/10

Story:

 7.jpg 7/10

 Gesamt:

  7/10

Aufrufe: 7762
Review by Df3nZ187 (© by Anime-Ronin.de)
Review verlinken: http://www.anime-ronin.de/review-871.htm