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Twilight Samurai - Samurai in der Dämmerung
Story

Seibei ist nur ein Samurai niedrigen Ranges.
Seine Tage verbringt er größtenteils als einfacher Beamter in der Speicherverwaltung der Burg seines Herren, ansonsten muss er, seit seine Frau verstarb, versuchen mit seinem geringen Salär seine zwei Töchter und seine kranke Mutter durchzubringen und sich fast allein um den Haushalt und die Bestellung der Felder kümmern.
Doch obwohl sein Leben für einen Samurai eigentlich wenig glanzvoll ist, ist Seibei ziemlich zufrieden damit. Selbst eine peinliche Begegnung mit dem Burgherr und die anschließenden Belehrungen seines Vorgesetzten und Verwandten ändern wenig an seiner wenig ehrgeizigen Einstellung, nichts scheint ihn aus der Ruhe bringen zu können.
Doch dann tritt plötzlich eine neue Frau in sein Leben, eine alte Kindheitsfreundin die frisch geschieden wieder zu ihrer Familie zurückgekehrt ist und plötzlich sieht sich Seibei nicht nur mit widersprüchlichen Gefühlen, sondern auch bald mit längst vergessenen Herausforderungen konfrontiert.

Meinung

Spätestens seit den großen Tagen eines Akira Kurosawa gehört der Samurai-Film fest zum japanischen Kino, konnte aber im Westen selten mehr an die Erfolge des großen Meisters anknüpfen.
Einer der wenigen dem es zumindest teilweise gelang ist Yôji Yamada, der für sein Samurai-Drama "Samurai in der Dämmerung" sogar für einen Oscar (bester fremdsprachiger Film) nominiert wurde.

In dieser ruhigen Geschichte erzählt Yamada nicht, wie so viele andere Filme des Genres, von den glanzvollen Zeiten der japanischen Kriegerkaste und deren unvergesslichen Heldentaten, sondern von den eher weniger rumreichen Seiten des Kriegerlebens, irgendwo am unteren Rande des Standes und zu einer Zeit als sich das Ende des alten Systems schon deutlich abzeichnete.
In seiner Titelfigur haben wir dann auch einen kleinen Arbeiter der seiner Sonderrolle als Krieger eigentlich schon längst überdrüssig geworden ist.
Bodenständig und genügsam findet er seine Freude eher in der Feldarbeit und der Erziehung seiner beiden Töchter, als im Beamtendienst in der Burg und ein Schlachtfeld oder den Dojo hat er scheinbar auch schon lang nicht mehr gesehen.
Bei seinen Kollegen stößt er damit auf Unverständnis. Ihren abendlichen Amüsier-Touren durchs Nachtleben bleibt er lieber fern und gegen ihre perfekt rasierten Schädel und makellosen Kleider wirkt er meist eher schäbig und heruntergekommen.
Doch Yamadas Botschaft erschließt sich schnell, nicht auf das Äußere kommt es an, im inneren liegen die wahren Werte und hier entfaltet sich dann auch die ganze Größe seines kleinen Helden.
Unter der wenig gepflegten Fassade verbirgt sich nicht nur ein großer Kampfkunstmeister, sondern auch ein sensibler und fortschrittlicher Geist. Und die Ambivalenz zwischen diesem Charakter einerseits und nichts desto trotz ungebrochener Samuraitugend auf der anderen Seite beleuchtet Yamada in einem quasi Abgesang auf die alte Zeit und ihre festgefahrenen Regeln, die vom Fortschritt inzwischen überholt worden ist.
Auch in der zweiten bestimmenden Handlungsebene, der möglichen Romanze zwischen Seibei und seiner alten Jugendfreundin Tomoe spielt dieses Thema immer wieder hinein. Das die beiden offensichtlich quasi für einander bestimmt sind ist von vornherein sonnenklar, aber wieder drohen beide über die eingefahrenen gesellschaftlichen Konventionen zu stolpern. Fühlen sich gefangen in alten Zwängen von Stolz, Status und arrangierter Ehe. Auf der einen Seite besucht Tomoe mit den Kindern gegen jede gute Sitte Bauernfeste, auf der anderen ist sie nicht in der Lage aus der überlieferten häuslichen Rangordnung auszubrechen und sich gegen ihre Schwägerin durchzusetzen.
Genauso wie Seibei beim Burgvogt versucht sie zwar kurz zu widersprechen, wird am Ende aber doch von der ganzen Macht von Pflicht und Tradition überrollt.
Nur einem der Charaktere scheint der Ausbruch aus diesem engen Käfig am Ende wirklich zu gelingen. Der Hauptmann verweigert sich dem angeordneten Seppuku und stellt sich offen gegen seinen neuen Herren. Ja er plant sogar die Flucht und ein Leben als Ronin weit weg in der Hauptstadt, doch im entscheidenden Moment ist auch er immer noch zu sehr Samurai. Als er seine Chance erkennt kämpft er doch lieber als zu fliehen.
Ein typisch japanischer Umstand ist dabei, dass der Film zwar davon erzählt wie seine Figuren unter den ihnen auferlegten Zwängen leiden, die Sicht im Großen und Ganzen aber trotz allem recht versöhnlich ist.
Extreme Äußerungen in jeder Form (auch gerade was Kritik angeht) sind im "Land des Lächelns" verpönt, eine Einstellung die bis heute tief in der Mentalität verwurzelt ist.
Selbst in widrigen Umständen gelassen und ruhig dem Leben entgegenzutreten, das ist nicht nur in der Kampfkunst, sondern im gesamten Leben der Weg zu Sieg und Glück und Seibei scheint der fleischgewordene Beweis dafür zu sein.

So ist auch der gesamte Film so ambivalent wie seine Figuren, einerseits in seiner Darstellung der schlechten Seiten der Tradition, andererseits in seiner Aussage auch wieder fest von eben jenem traditionellen Geist (Bushido) geprägt.
Der Kompromiss liegt wohl darin die festgefahrene, mitunter auch fehlgeleitete äußere Form zu kritisieren, um das Juwel im Inneren wieder freizulegen.
So ist die Zeit der Samurai in Japan längst vorbei, die Samurai Tugenden aber leben noch immer weiter.

Wem das aber alles zu weit geht, der kann im "Samurai in der Dämmerung" auch einfach die schön fotografierte Liebesgeschichte mit Happy End genießen oder die Erzählung eines herzensguten, aufrechten Mannes.
Wieder andere werden genau davon das Kotzen kriegen, viel zu viel Kitsch und Pathos und dann auch noch fast keine Kämpfe und das soll ein Samuraifilm sein?
Und erst die völlig überdrehte Sterbeszene! Oh gott, oh gott.

Ja der Film ist sicher nichts für jeden, aber mir hat er sehr gut gefallen.
Schaut man genau hin vermittelt er viel über japanische Mentalität und Tradition und auch wenn er nicht perfekt ist, es macht Spaß in anzusehen.

Screenshots

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 Info
Originaltitel:Tasogare Seibê
Land:Japan
Jahr:2002
Regie:Yôji Yamada
Medium:DVD (3L / e-m-s)
Lauflänge:ca. 127 Minuten
Freigabe:FSK ab 16 Jahren
Online-Filmdatenbank:OFDb

 Bewertung

Optik:

 8.jpg 8/10

Effekte:

 8.jpg 8/10

Sound:

 7.jpg 7/10

Story:

 7.jpg 7/10

 Gesamt:

  8/10

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Review by Df3nZ187 (© by Anime-Ronin.de)
Review verlinken: http://www.anime-ronin.de/review-918.htm