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Unloved
Story

Die junge Rathausbeamtin Mitsuki ist eigentlich mit sich und ihrem Leben im Reinen.
Auf der Arbeit erledigt sie ihre Aufgaben vorbildlich, zeigt aber keinerlei Ambitionen beruflich aufzusteigen und auch im privaten ist sie mit ihrem bescheidenen Glück voll auf zu frieden.
Da lernt sie eines Tages in der Arbeit den erfolgreichen Geschäftsmann Eiji kennen, der sich sofort für sie interessiert und mit dem sie auch ein Verhältnis beginnt, das aber bald an den unterschiedlichen Erwartungen der beiden zerbricht.
Eine neue Partnerschaft findet sie mit dem zurückhaltenden Lagerarbeiter Hiroshi, der in die Wohnung unter ihr eingezogen ist und mit dem sie endlich auf einer Wellenlänge zu liegen scheint, doch dann steht eines Tages Eiji wieder vor ihrer Tür und bringt die Beziehung der beiden aus dem Gleichgewicht.

Meinung

Mit seinem Film "Unloved" fährt Regisseur Kunitoshi Manda zum stillen Protest gegen einen der Eckpfeiler der japanischen Gesellschaft auf, dem unbedingten Drang nach Karriere.
Beginnend in den Schulen und Paukschulen, über die Auswahl der richtigen Uni, verbunden mit immer neuen Aufnahmetest und lernen, lernen, lernen, ist es das höchste Ziel der Eltern ihren Kinder (allzu oft um jeden Preis) den best möglichsten Berufeinstieg zu ermöglich, damit einer folgenden steilen Karriere nichts im Wege steht.
Auf diesem harten Weg sind 10 Stunden Tage für Schüler nicht die Ausnahme sonder eher Normalität in einem bedingungslosem Leistungssystem dem solch ungewöhnliche Krankheitsbilder wie das Hikikomori entspringen und in dem Selbstmord noch immer eine anerkannte Lösung für berufliches Versagen darstellt. (auch wenn sich die Situation inzwischen schon etwas gelöst hat und auch in Japan kritische Stimmen inzwischen durchaus Gehör finden)
Diesem Streben nach ständiger Verbesserung der persönlichen Situation stellt Manda nun also seine Mitsuki entgegen. Eine typische Office-Lady, die im Gegensatz zu ihren Kolleginnen sogar kein Interesse an einer Beförderung zeigt und glücklich und still vor sich hin lebt.
Eine unverfrorene Ergeizverweigerung die den erfolgreichen Geschäftsmann Eiji sofort magisch anzieht und ihn dazu treibt eine Beziehung zu dieser, ihm rätselhaften Frau, zu suchen.
Doch sind die beiden zu unterschiedlich als das es mit ihnen Funktionieren könnte.
So blüht der Film auf, in eben jenen Szenen in denen er die Diskrepanz zwischen den beiden Liebenden schildert, ob nun eher subtil mit Mitsukis Freude an zwei mit Laub spielenden Kindern, von denen Eiji erst gar keine Notiz nimmt, oder auch immer offener, wenn er sie, nach einem Blick in ihren Kleiderschrank, in eine schicke Boutique schleppt und sie dort, ohne groß nach ihrer Meinung zu fragen, nach seinem Geschmack ausstaffieren lässt.
So will er sie zu sich hinauf erheben und kommt dabei nicht einmal auf die Idee das dies nicht auch in ihrem Interesse wäre, ja das er sie und ihr ganzes bisheriges Leben damit hinabwürdigt und sie verletzt.
"Warum kannst du dich nicht anpassen?" fragt er sie letztendlich, als die Beziehung schon gescheitert ist, und räumt damit die letzten Zweifel darüber aus, dass er sie nie wirklich verstanden oder ihren Lebensstil hat nachvollziehen können.
Also schickt Manda den zweiten Mann des Herzens ins rennen, den perfekten Gegenkandidaten zu Mr. Wrong.
Hiroshi ist einfacher Lagerarbeiter, etwas schüchtern und zurückgezogen, gescheitert im unbeholfenen Versuch mit einer Arbeitkollegin anzubandeln und Gitarre spielend.
Mit ihm scheint Mitsuki endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben, jemand der glücklich aber aufrichtig vor sich hin lebt ohne sich vom gesellschaftlichen Druck vom Weg abbringen zu lassen, genau wie sie.
Doch erneut folgt auf einen glücklichen Beginn die Enttäuschung.
Durch einen abendlichen Besuch des verlassenen Eijis stark verunsichert beginnt nun auch Hiroshi sich Gedanken um sein Leben zu machen und ob er es zu nichts gebracht hat.
Getrieben von Selbstzweifeln und seinem Neid auf den selbstsicheren und erfolgreichen Nebenbuhler und Ex-Geliebten, mit schickem Auto und Wohnung, fragt er sich immer stärker ‚warum ich und nicht er?' und beginnt sich selbstmitleidig zurückzuziehen.

Doch wer ist nun Schuld an der ganzen Misere?
Ist es der gesellschaftliche Druck, sind es die schwachen Männer die sich von ihm so stark einschüchtern lassen oder ist es vielleicht auch Mitsuki, die in dieser Hinsicht so gar keine Kompromisse zu kennen scheint?
In einer Szene wirft sie Hiroshi vor neidisch auf Eiji zu sein und er erwidert ob das nicht ganz normal sei und ist es das nicht?
Muss man nicht fast zwangsläufig neidisch auf derartiges Status-Leben und beruflichen Erfolg sein, wenn man in einer Gesellschaft lebt in der genau diese Dinge zum höchsten aller erstrebenswerten Ziele zählen?
Eine Frage die wahrlich nicht nur in Japan zu stellen ist.
Wie kann man so abgelöst von der Konvention leben wie Mitsuki und so wenig auf die Meinung aller anderen geben. Ist es nicht gerade der Streben nach Erfolg das die unsere Weiterentwicklung erst vorantreibt? Und wenn, hat man nicht trotzdem das gute Recht sich nicht daran zu beteiligen?
So ruhig "Unloved" auch inszeniert sein mag, so aufwühlend können dennoch die Fragen sein die er aufwerfen kann. Und auch wenn Manda seiner Heldin mit dem Happy End doch noch die Absolution aufs ‚du bist im Recht' erteilt, so birgt auch ihre Figur durchaus Diskussionspotential und ist keinesfalls die alleinige Antwort auf das große Problemfeld auf das diese Werk den Finger legt.
Dennoch ist das Ende mit seinem versöhnlichen privaten Glück gelungen, so wie der ganze Film gelungen ist, mit seiner ruhigen Erzählweise und den leisen Tönen trotz großer Emotionen und bedeutendem Thema.
Für das nicht-asia-gewöhnte Publikum mag das Schauspiel vielleicht sogar etwas zu kühl wirken, aber das ist kein underacting sondern japanische Art. Gefühle zeigt man in fernost generell eher verhalten.

Mit hat "Unloved" jedenfalls sehr gut getan. Seine etwas spröde, aber sehr sympathische Heldin lebt das was die meisten sich erträumen und das durchzuhalten sie doch nicht schaffen.
In diesem Sinne ist sie zwar etwas ins Ideal erhoben, aber genau damit möchte man sich doch auch gern identifizieren und so ruft der Film uns zu ‚macht euch frei' und wir können uns mit einem wohligen Gefühl im Bauch vorm Bildschirm zurücklehnen, wohl wissend das niemand kontrollieren kommen wird, ob wir dieser Aufforderung auch wirklich Folge leisten.

Screenshots

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 Info
Originaltitel:Unloved
Land:Japan
Jahr:2001
Regie:Kunitoshi Manda
Medium:DVD (Arthaus)
Lauflänge:ca. 113 Minuten
Freigabe:FSK ab 12 Jahren
Online-Filmdatenbank:OFDb

 Bewertung

Optik:

 8.jpg 8/10

Effekte:

 7.jpg 7/10

Sound:

 7.jpg 7/10

Story:

 8.jpg 8/10

 Gesamt:

  8/10

Aufrufe: 12012
Review by Df3nZ187 (© by Anime-Ronin.de)
Review verlinken: http://www.anime-ronin.de/review-765.htm