Bereits 1999 versuchte sich Michael Arias an einer filmischen Umsetzung von Taiyô Matsumotos gleichnamigen Manga.
Allerdings entstand nicht mehr als eine kleine, 5minütige Techdemo, bevor das Projekt wegen zu vielen Schwierigkeiten fallen gelassen wurde.
4 Jahre später, als er mit dem Studio 4°C an der Kurzfilmreihe "Animatrix" arbeitete, keimte die Idee dann wieder ihn ihm auf und diesmal sollte der Versuch gelingen und "Tekkon Kinkreet" erblickte letztendlich 2006 doch noch das Licht der Welt.
Die Geschichte des Films könnte man wohl Grundlegend als Gangsterdrama beschreiben, das allerdings von Anfang an und mit fortlaufender Handlung immer weiter in fantastischen Elementen aufgeht.
So spielt das ganze nicht nur in einer nahen Zukunft, sondern auch übermenschliche Fähigkeiten sind keine Besonderheit mehr.
Dennoch folgt das ganze relativ lange eher konventionellen Genreregeln, und es kommt zu den unvermeidbaren Zusammenstößen zwischen den beiden Jungen, der Yakuza, den Schergen des bösen Geschäftsmannes und natürlich der Polizei. Und das alles in ganz typischen Szenarien.
Zwar spielen schon hier die unnatürlichen Kräfte einiger Beteiligter mit rein und lassen den Film nicht zu realistisch werden, aber im vom Grundlevel der Ereignisse her bleibt doch alles noch in nachvollziehbaren Bahnen.
Diese verlässt der Film erst im letzten Drittel dann immer stärker, bis hin zum finalen Kampf um Kuros Seele in dem sich sein dunkles selbst und sein Freund um ihn bemühen und im dem der Film völlig ins surreale und metaphorische abkippt.
Ein Schwarm schwarzer Raben, die hastig fliehende weiße Tauben verschlingen, inklusive.
Diese Mischung aus bodenständigen Drama und abgehobener Mystik ist es, die "Tekkon Kinkreet" auszeichnet und dem Film auf der Storyebene seine spezielle Note verleiht.
Das ist zwar einerseits erfrischend anders, kreativ, ungewohnt, und so weiter. Andererseits macht es den Film meiner Meinung nach auch etwas schwer nachzuvollziehen und... ja zerreist ihn auch irgendwie.
Irgendwo hat mir bei dem ganzen das letzte Quäntchen mitreißende Power gefehlt, die so ein vorhaben benötigt und wie sie z.B. das ebenfalls aus dem Hause 4°C stammende "Mind Game" mitbringt.
Dieses letzte bisschen Grundwahnsinn, das so durchgeknallt ist, dass es das alles schon wieder sinnvoll macht.
Es ist aber schwer wirklich in Worte zu fassen, was genau einfach fehlt.
Vielleicht liegt es auch daran das so manches in "Tekkon Kinkreet" zu sehr an "Mind Game" erinnert, um noch dieselbe vitale Frische zu versprühen.
Die Bilder die plötzlich lebendig werden und ausbrechend aus dem Stil des Films, plötzlich in einem klassischen Malereistil vor den Augen des Zuschauers entstehen, währen z. B. so ein Punkt.
Wo wir aber auch schon bei dem wirklichen Highlight von "Tekkon Kinkreet" währen, die Optik.
Ist der Zeichenstil der Figuren in seinem Studio 4°C typischen Super-Flat-Look für viele Animefans noch eher gewöhnungsbedürftig und mit seinen simplen Designs sogar hässlich, so dürften spätestens bei den Hintergründen und den Animationen keine Wünsche offen bleiben.
So sind die Bilder eigentlich durchweg derartig detailreich, das man ohne Pausetaste kaum in der Lage ist wirklich ihre ganze Dimension zu erfassen.
Aber glänzen sie nicht nur dadurch, sondern vor allem auch von der kreativen Energie die man in sie hineingesteckt hat. Ob Tapeten, Mosaike, Plakate oder Malereien, gern und oft sind Decken, Wände und Böden außergewöhnlich verziert und gestaltet. Ein besonderes Motiv das sich durch den ganzen Film zieht, sind z.B. die Augen. Mal als Tapete in einer Bar, mal als buntes Muster im Straßenpflaster.
Und auch wenn keine besonderen Designs vorliegen, sind die Wände kein grauer Einheitsbrei.
Überall ist Verlotterung und verfall zu sehen. Ist es putz, so gibt es abgebröckelte Stellen. Sind es Kacheln oder fließen, so sind welche gesprungen, ausgefallen, etc.
Generell macht die gesamte Stadt einen herrlich heruntergekommen Eindruck. Alles ist irgendwie verdreckt oder kaputt oder beides, was für eine richtig schöne Molochstimmung sorgt.
Genauso perfektionistisch war man bei den Animationen, die bei den Figuren handgemacht, ansonsten aber stark CGI dominiert sind. Allerdings beides sehr harmonisch miteinander verknüpft.
Wobei auch hier die Sehgewohnheiten der typischen Animefans hin und wieder etwas gesprengt werden, da die Animationen in Verknüpfung mit dem Super-Flat hin und wieder Effekte hervorrufen, die daran stark erinnern das man gerade einen Pappaufsteller dreht.
Ist jetzt vielleicht etwas schwer vorstellbar was ich damit meine, aber wenn man den Film gesehen hat weiß man es denke ich.
Im Großen und Ganzen bleibt mir dabei zusammenfassend zu sagen, dass "Tekkon Kinkreet" ein Anime für ein eher spezielleres Publikum ist, der wohl eher wenig Anklang in der breiten Fanbasis finden dürfte.
Aber auch einige der spezielleren Fans könnte er enttäuschen, wenn sie sich ein neues Studio 4°C Juwel ala "Mind Game" oder "Memories" erhofft hatten.
Diese Klasse kann "Tekkon Kinkreet" nicht ganz erreichen, gehört aber trotzdem sicherlich, schon allein wegen dem erhöhten Budget, trotz kleiner Schwächen zu den besten Produktionen des Studios.
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