Irgendwo in einer Elektronikfabrik in Korea.
Statt zu arbeiten wie ihre Kolleginnen schneidet sich eine junge Frau erst den Arm auf, schließt dann ein paar abisolierte Kabel an die Wunde an und steckt schließlich den Stecker in die Steckdose.
Als sie wieder erwacht befindet sich die junge Young-goon in einer Nervenheilanstalt.
Sie hält sich für einen Cyborg, mit dem Auftrag ihre Großmutter aus den Händen der weißen Männer zu befreien und ihr das Gebiss wieder zu geben.
So wandelt die junge Frau durch die Gänge, redet mit den elektronischen Geräten und lädt sich zum Mittag, statt etwas zu essen lieber mit Batterien wieder auf.
Doch da sie nichts isst wird sie immer schwächer und ihr Zustand immer kritischer. Da findet sie Unterstützung in Form ihres Mitinsassen Il-soon, der glaubt er hätte die Fähigkeit anderen Leuten alles Mögliche zu stehlen.
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Es gibt Filme die drehen sich um Verrückte (Einer flog übers Kuckucksnest) und es gibt Filme die sind einfach verrückt (Die fabelhafte Welt der Amelie). Mischt man beides und gibt noch eine gehörige Briese stylische John Woo Gewalt dazu, dann hat man so in ungefähr einen ersten kleinen Vorgeschmack auf das was einen in Park Chan-wooks "I'm a Cyborg, But That's OK" erwartet.
Natürlich können solche Vereinfachungen dem Film des koreanischen Ausnahmetalents am Ende nicht gerecht werden, genauso wenig wie der versuch akkurat aufzuzählen was an ihm nun so toll, neu, aufregend und einfach anders und unerwartet und spannend ist.
Wer sich bereits etwas in der Filmografie Chan-wooks auskennt, der dürfet ja schon eine gewisse Ahnung davon haben wie hier immer wieder mit Erwartungen des Zuschauers gespielt wird und das man sich nicht zwangsläufig auf einer realen Ebene bewegt.
Surreale Traumsequenzen und Schwierigkeiten im Film zwischen Einbildung und Wirklichkeit zu unterscheiden sind Punkte die auf jeden Film des Koreaners mehr oder weniger zutreffen und die in "I'm a Cyborg" nun völlig das Ruder übernehmen.
Der Versuch all die abgedrehten Szenen dabei auf normal zu erklärende Wahnvorstellungen und sonstiges umzudeuten und sich quasi im Kopf die eigentlichen Geschehnisse aus der Sicht eines Gesunden auszumalen ist zwar teilweise verlockend, würde aber wohl in purer Sisyphusarbeit enden. Besser man schaltet einfach ab und lässt sich von der Geschichte und den fantastischen Bildern verzaubern. Denn so schön war ein Chan-wook Film eigentlich noch nie.
Zwar lauert auch unter der Oberfläche von "I'm a Cyborg" etwa düsteres, grauenvolles, aber im Vergleich zu seinen älteren Werken bleiben dunkle Momente wie die Elektroschockbehandlung oder die Zwangsernährung nur kurze Momente, die hin und wieder in die ansonsten beschwingte Liebesgeschichte einbrechen.
Dabei macht die Magie die zwischen den beiden Hauptdarstellern mit der Zeit entsteht eigentlich den ganzen Film aus und mit Jung Ji Hoon und Lim Su-jeong hat man wirklich die perfekte Besetzung dafür gefunden. Der eine ein sympathischer Querdenker, die andere eine zierliche Person mit großen Rehaugen, die perfekt die ins sich zurückgezogene Cyborgin verkörpert.
Dazu die mal wieder perfekt durch designten Bilder mit all ihren abstrusen Ideen von fliegenden Socken, Maschinengewehrfingern, Pappmasken, Alpenpanorama, Käfigrunden, Katzenbilderbüchern, riesigen Brutkapseln und Versorgungskellern. Ständig gibt es neues zum drüber staunen.
Einziger Wehrmutstropfen für mich ist der nicht immer wirklich zündende Humor auf den hier auch stark gesetzt wird.
Manche der Gags sind zwar schon zum schmunzeln, aber oftmals kommt er mir auch etwas zu platt daher und über ständiges Arschkratzen kann ich dann nicht wirklich lachen, besonders wenn die Pointe schon vor dem Rücktausch so offensichtlich war.
Trotzdem ist "I'm a Cyborg, But That's OK" ist eine rührende Liebesgeschichte, verpackt in visuellen Bombast von überraschend bis grotesk, und wieder mal ein echtes Erlebnis, mit dem Park Chan-wook erneut beweist das er kreativ noch lang nicht am Ende ist und man noch einiges von ihm erwarten kann.
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